Projekt: Alte Gesichter in Namibia
Vom 6.4. – 18.4.2024 sind wir in Namibia gewesen, um Lebensgeschichten und Porträts alter Menschen in Namibia zu sammeln. Die Forschungsreise wurde von der Stiftung Convivial, Wiesbaden, gefördert. Rosa Namises, ehemaliges Mitglied des namibischen Parlamentes und Chief einer Gruppe von Damara, hat die Kontakte hergestellt und die Gespräche begleitet und übersetzt. Pietro Sutera, erfahrener Fotograf, Charlotte Jurk, Stiftungsrat Convivial ,und Reimer Gronemeyer, seit vielen Jahren in Namibia engagiert, sind zusammen mit Rosa Namises durch Namibia gereist.
Warum diese Reise, warum dieses Projekt?
Schon lange hat uns die Frage begleitet, ob die erfahrungsgeprägten, lebensvollen Gesichter alter Menschen in Namibia, die uns immer wieder begegnet sind, nicht danach rufen, fotografisch bewahrt zu werden – und zwar im Zusammenhang mit der Lebensgeschichte der Fotografierten. Die Gesichter spiegeln ein Leben unter kargen Bedingungen, ein Leben in Subsistenznähe, ein ländliches oder urbanes Leben, ein Leben im Kontext von Apartheid, des Kolonialismus und des Befreiungskampfes. Modernisierungen (vom Smartphone über Laptopbildschirme) sorgen heute dafür, dass Digitalisierung solche Gesichter und Geschichten in nachfolgenden Generationen zum Verschwinden bringen wird und leergefegte Mediengesichter an die Stelle zu treten drohen. Die Gesichter und die Geschichten, die zu den Gesichtern gehören, wollten wir exemplarisch zu bewahren versuchen. Wir gehen davon aus, dass moderne Transformationsprozesse in Afrika ebenso wie in Europa dafür sorgen, dass das, was alt ist, gegenwärtig generell zum Verschwinden gebracht wird. Wir versuchen also, Untergehendes zu bewahren und zu retten. Insofern erwächst dieses Vorhaben aus dem Werk Ivan Illichs, dessen Lebensthema die Bedrohung subsistenter Lebensformen war.
24 Porträts und Interviews wurden realisiert. Die Ergebnisse der Forschungsreise stehen dem Archiv der Stiftung Convivial zur Verfügung. Porträts und Interviews sollen publiziert werden und es ist beabsichtigt, Ausstellungen in Namibia und Deutschland zu realisieren.
Projekt ENACT DEM: Erfahrungen, Netzwerke und Aktionen von und für Menschen mit Demenz
Die Zahl der Menschen, die mit einer Demenz leben, steigt. Die Sorge um diese Gruppe von Menschen wird darum zu einer zentralen sozialen Frage. Ihre »Versorgung« erhält im Kontext des Pflegenotstands den Charakter einer bedrohlichen Krise. Die Gefahr ist, dass die betroffenen Menschen nur noch als problematische Objekte einer lückenhaften Versorgung wahrgenommen werden. Das Forschungsprojekt ENAct-Dem nimmt bestehende und bislang weitgehend übersehene Beteiligungsmöglichkeiten gemeinsam mit Menschen mit Demenz in den Blick. Sie sollen als am Gemeinwesen partizipierende Bürgerinnen und Bürger sichtbar werden. Dies kann nur gelingen, wenn die Forschung selbst partizipativ vorgeht. Das Vorhaben ist im schönsten Sinne des Wortes abenteuerlich: Menschen mit Demenz lehren, initiieren, erforschen und gestalten mit. Das Projekt hat nur Aussicht auf Erfolg, weil es in einen internationalen Forschungsverbund eingebettet ist. ENAct-Dem will erkunden und erproben, wie die Ausgrenzung von Menschen mit Demenz in ihrer Kommune überwunden werden kann. Wir wollen Menschen mit Demenz dabei unterstützen, in ihren Kommunen mitzureden und mitzuwirken. Vielfältige lokal verortete Erfahrungen zum Leben mit Demenz sollen untersucht werden. Welche Wünsche und welche Befürchtungen bewegen Menschen mit Demenz? Welche Ansatzpunkte bieten sich vor Ort für Teilhabemöglichkeiten? Menschen mit Demenz haben während der COVID-Pandemie vielerorts unter einer Politik des Schutzes durch Isolation gelitten. Nun gilt es die Nutzung und Gestaltung konvivialer Räume zu überdenken. Wie können Menschen mit Demenz gleichberechtigte Akteur:innen lokaler Politiken sein? Wie können sie wirkungsvoll in Planungen und Neuerungen auf kommunaler Ebene einbezogen werden? Wie können Verbindungen zwischen Netzwerken von Menschen mit Demenz auf lokaler und globaler Ebene geknüpft werden?
Die nationalen Teilprojekte werden jeweils von den großen Forschungsförderinstitutionen ihres Landes unterstützt. Das Gießener Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Laufzeit: April 2023 bis März 2026
Förderung: Das Gießener Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Projektleitung: Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer
Kooperationspartner: Das Projekt wird in Kooperation der Universitäten Stirling (Schottland), Salford (England) sowie der University of British Columbia und der Lakehead University (beide Kanada) durchgeführt.
Mitarbeiter*innen: Dr. Gabriele Kreutzner, Dr. Jonas Metzger, Dr. Oliver Schultz
Demenz im Quartier – Der Beitrag des Ehrenamts
Angesichts der demographischen Entwicklung, die ein Anwachsen des Anteils von Menschen mit Demenz in der Bevölkerung erwarten lässt, sowie des sich verschärfenden Pflegenotstands wird eine Beteiligung zivilgesellschaftlicher Strukturen an der Versorgung von Menschen mit Demenz immer wichtiger. Dem Ehrenamt kommt hier eine besondere Bedeutung zu. Aufgrund von drei Sozialraumanalysen in den Landkreisen Gießen, Darmstadt und Fulda werden die Bedingungen und Möglichkeiten der Beteiligung des Ehrenamts an der lokalen Versorgung von Menschen mit Demenz analysiert und beschrieben. Mithilfe partizipativer Methoden werden die Akteur*innen der jeweiligen Quartiere in den Erarbeitungsprozess einbezogen.
Laufzeit: April 2020 – April 2021
Förderung: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration; Stiftung DiaDem der Diakonie Hessen
Projektleitung: Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer
Projektkoordination: Dr. Oliver Schultz
Kooperationspartner: Prof. Dr. Martina Ritter (Hochschule Fulda), Prof. Dr. Jutta Träger (Hochschule Darmstadt)
Mitarbeiter*innen: Dr. Wolfgang Stadel (Hochschule Fulda), Christopher Groß (Hochschule Darmstadt)
Fluktuation von Arbeitskräften in sich industrialisierenden Entwicklungsländern: Ressortforschung zur Textilindustrie in Äthiopien
Das Projekt (Labour Turnover in Industrialising Developing Countries: Research on the Textile Industry in Ethiopia) fragt nach den Perspektiven der TextilarbeiterInnen in äthiopischen Industrieparks: Wie gehen sie mit dem beschleunigten Industrialisierungsprozess um? Welche Herausforderungen stellen sich ihnen beim Übergang von einem agrarisch geprägten zu einem industrialisierten Lebensumfeld? Welche »life skills« und welche Arbeitsethik brauchen sie für die Arbeit in der Textilindustrie? Bzw. welche an die Landwirtschaft angepassten »life skills« sind für sie im Umfeld der Fabrik hinderlich?
Laufzeit: Januar 2020 – Dezember 2022
Förderung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Berlin (BMZ)
Projektleitung: Prof. Dr. Reimer Gronemeyer
Kooperationspartner: Prof. Dr. Ingrid Miethe (Institut für Erziehungswissenschaft, JLU), Prof. Dr. Tesfaye Semela Kukem (Institute of Policy & Development Research and College of Education, HU)
Mitarbeitende: Dr. Michaela Fink (Institut für Soziologie, JLU), Setisemhal G. Teshale (Institute of Policy & Development Research and College of Education, HU), Markos Gifawosen Mitta (Wolkite University, Ethiopia), Debora Yemane, Hanna Rössner (Institut für Soziologie, JLU)
Ehrenamtliche Sterbebegleitung in Deutschland: Gegenwärtige Situation und künftige Herausforderungen
Ehrenamtliches Engagement hat die Hospiz- und Palliativarbeit in Deutschland von Beginn an gekennzeichnet. Dieses Engagement verdient gerade in Zeiten der Erosion gesellschaftlicher Zusammenhänge unsere Aufmerksamkeit und Dankbarkeit. Doch die ehrenamtliche Sterbebegleitung hat ein Nachwuchsproblem.
In dieser (Vor-)Studie wurden die Voraussetzungen für eine erweiterte Bestandsaufnahme ehrenamtlicher Sterbebegleitung in Deutschland untersucht und dabei auch bisher übersehene Bereiche „informeller Sterbebegleitung“ beleuchtet. Ein weiterer Fokus lag auf der Frage nach neuen Wegen der Gewinnung, der Vorbereitung und des Einsatzes von Ehrenamtlichen, die erprobt werden sollten (oder bereits erprobt werden), um auch in Zukunft für Nachwuchs zu sorgen; sowie nach der Verknüpfung von Ehrenamt und Berufstätigkeit.
Laufzeit: Okt 2019 – Feb 2020
Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)
Projektleitung: Prof. Dr. Dr. Reimer Gronemeyer
Mitarbeitende: Dr. Michaela Fink, Dr. Oliver Schultz, Dr. Ralf Schultheiß, Benjamin Ronneburg, Inga Schüssler
Eine Übersicht bereits abgeschlossener Forschungsprojekte finden Sie hier.